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Meine lieben Garten- und Naturfreunde,
Vor fünf Jahren ist mein liebes Tantchen gestorben. Sie hinterließ ein kleines Häuschen, sehr alt und sehr voll. Was meine ich mit voll? Zunächst, unsere Omas
und Opas, Mütter, Väter, Tanten und Onkel haben eine sehr schlechte Zeit mitgemacht – Arbeitslosigkeit, 1.Krieg, Hunger, und nochmal Arbeitslosigkeit, 2. Krieg,
Hunger. Zur Zeit des 2. Krieges und danach gab es den Alois Irlmaier, der Menschen sagte, wo ihre Lieben im Krieg geblieben waren und was mit ihnen passiert ist,
ob sie wieder nach Hause kommen usw. Auch für die nachfolgende Zeit sagte er einiges voraus. So kommt wieder meine Tante ins Spiel, was meine ich nun "mit voll"?
Da niemand wusste, was, wann und ob überhaupt von den Vorhersagen etwas eintreffen würde, haben viele Leute Vorräte angelegt. Ich habe aus dem Häuschen z.B. ca. 20
Zehnerpackungen Zündhölzer, viele, viele Nudelpackungen, Haferflocken, Zucker und Mehl, unzählige 1-2 Liter Gläser eingemachte Früchte und Gemüse, Schmier- und
Kernseifen, und noch unzähliges mehr ausgeräumt.
In diesem Jahr hätte ich viele Kurse gegeben. Leider wegen C ... nicht möglich. Unter anderem waren einige neue Kurse bei der VHS eingetragen. So auch das "Wild kochen".
In der "schlechten Zeit" haben sich die Menschen unter anderem mit Eicheln über diese Jahre gebracht. Um diese bitteren Eicheln essen zu können, muss man sie zuerst
tagelang wässern um ihnen die Bitternis zu nehmen, dann aber gibt es ein nahrhaftes Mehl.
Rosenblätter-Lavendelspritzgetränk als Aperitif, Brennesselsamenhaferrahmsüppchen, Kartoffeltaler mit Eichel- statt Weizenmehl, dazu Linsenbolognese und einen
Salat aus roten Rüben, Bachbungenspitzen und indischem Springkrautsamen, als Nachspeise Hagebuttenpulver und Honig auf Schlotter (Sauermilch) und dazu einen
Löwenzahnwurzelkaffee, köstlich, einzigartig, spektakulär. Da krieg ich doch gleich so ein wundervolles Kribbeln im Gaumen und auf der Zunge. Ihr auch? Ja, so
kann man fast die ganze Palette aus essbarem Strauch, Staude, Baum, Gemüse und auch aus der MuhKuh- und Bienenwelt in ein leckeres Menü verwandeln.
Bauernregel vom 25. Januar, Bekehrung des heiligen Paulus: An Pauli Bekehr ist der Winter halb hin und halb her. Dieses Datum hat man früher zum Anlass
genommen die Bevorratung nachzusehen. Es sollte noch mindestens der halbe Holzvorrat und der halbe Essensvorrat da sein um gut über den Winter zu kommen.
Für ganz Deutschland und gerade bei uns in Denklingen haben wir als Patron den hl. Erzengel Michael. Oft habe ich mir als Kind dieses eindrucksvolle, monumental schöne,
auch erschreckende Hochaltarbild angeschaut. Vor ca. 15 Jahren war ich am Monte Gargano in der Grotte vom hl. Michael. Mich hat sehr beeindruckt, dass einstmals ein
Stier die Höhle bewachte (ein Deckenbild davon sieht man in unserer Kirche über der Orgel). Die Höhle war ja bei diesem Wunder sehr klein. Als ich dort war, passten
da schon viele Menschen rein, sie war zur Felsenkirche geworden. Seit dem Wunder wurde viel von dem Felsen abgetragen und in kleinen Stückchen an die Pilger verkauft.
Ja sicher, ich hab mir auch ein paar gekauft und auch den im Felsen abgebildeten Fußabdruck des hl. Michael gesehen. Meine lieben Freunde, schauen wir doch öfter hinauf
zu unserem Patron aus Marmor, Stuck und Holz. Natur dem Himmel so nah. Ich wünsche Euch ein neues Jahr mit bedeutsamen Begegnungen, immer genug Speis und Trank und
beste Gesundheit. Gottes Segen und behaltet den Mut.
Eure Lucia
Die Grotte des heiligen Michael
St. Michael im Kampfe
Vieles kann man selber machen
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